Onboarding ist ein wesentlicher Teil der Integration in das Arbeitsumfeld, insbesondere für internationale Fachkräfte, die mit der deutschen Unternehmenskultur nicht vertraut sind. Luis Guillermo Ortega Méndez, Gründer der Firma Tequio, die sich mit der Relocation von lateinamerikanischen Fachkräften beschäftigt, gibt neue Einblicke in das Onboarding von ausländischen Arbeitnehmenden. Er hat dies selbst als Fachkraft aus Mexiko und als junger Unternehmensgründer erlebt.  

Welcome Center SH-Redaktion: Unterscheidet sich das Onboarding für ausländische Fachkräfte von dem für deutsche Fachkräfte?

Luis Guillermo Ortega Méndez,
Gründer von Tequio

Welcome Center SH-Redaktion:  Sprache ist ein großes Thema in schleswig-holsteinischen Unternehmen, welche Empfehlungen haben Sie in dieser Hinsicht?

Luis G. Ortega M.: Es kann Abweichungen geben zwischen dem, was auf einem Sprachzertifikat steht, und dem, was die Person tatsächlich kann. Oft ist allerdings Verstehen besser als Sprechen. Fachsprache und firmeninterne Sprache stellen eine weitere Herausforderung dar. Hinzu kommen Dialekte, die mit einer großen Wahrscheinlichkeit der ausländischen Person unbekannt sind. Dies muss beim Onboarding stark berücksichtigt werden: Abkürzungen und Fachbegriffe müssen erklärt werden, Kolleginnen und Kollegen sollten versuchen, sich klar auszudrücken. Mit der Zeit wird sich das ändern, Fachbegriffe und die gebräuchlichsten Dialektwörter werden ganz natürlich in die Kommunikation einfließen. Das braucht Zeit.

Welcome Center SH-Redaktion:  Eine Fachkraft kommt oft mit Vorerfahrungen aus dem Heimatland, aber die erlernte Arbeitsweise kann im Unternehmen in Frage gestellt werden. Wie kann die Zusammenarbeit am besten gestaltet werden?

Luis G. Ortega M.: Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Deutschen sehr methodisch arbeiten. Egal ob Maurer, Manager oder Vertriebsmitarbeiter, es wird strukturiert, nach einem Plan und nach Regeln gearbeitet. Das mag für deutsche Unternehmen überraschend sein, ist aber für manche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem anderen kulturellen Hintergrund nicht selbstverständlich. Hinzu kommen Vorerfahrungen und die Arbeitsweise im Heimatland, die im deutschen Betrieb nicht üblich ist.

„Eine gute Grundvoraussetzung für eine gute Integration am Arbeitsplatz ist, dass auch im Unternehmen eine gewisse Offenheit da ist, das Eigene zu hinterfragen. Denn das ist der Mehrwert, wenn mehrere Kulturen zusammenarbeiten“ Luis G. Ortega M.

Ein „Das haben wir schon immer so gemacht“ wird von erfahrenen internationalen Fachkräften nicht akzeptiert. Kein Grund zur Panik, denn Diskussionen über die Art und Weise, wie Aufgaben erledigt werden, können zu einem Wissensaustausch und langfristig zu einer Verbesserung der Unternehmensleistung führen, wenn das Unternehmen dafür offen ist.

Das Interview führte Anastasia Bogdanova

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